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An der Schwelle zum Jenseits

Nahtod-Erlebnisse aus der Sicht von Wissenschaftlern und Betroffenen

Film mit Lehr- und Lernmaterial von Dr. Joachim Nicolay

DVD educativ Matthias Film

Für Lehrer und Schule 39,- €

Als Home-DVD bei Amazon 14,95 €: An der Schwelle zum Jenseits

 

Rezension von Jörgen Bruhn

An der Schwelle zum Jenseits.
 Unter diesem Titel haben Rainer Fromm und Simone Kienast bei “Matthias-Film“ ein vielfältiges Unterrichtsmaterial zum Thema der Nahtoderfahrungen herausgebracht. Es besteht einmal aus einem Dokumentarfilm mit Erzählungen Betroffener, darin eingefügt wissenschaftliche Verlautbarungen namhafter Forscher auf diesem Gebiet, und zum andern aus einer Fülle schriftlichen Materials für den Unterrichtsgebrauch und zwei Stundenentwürfen.

Ohne Zweifel ist das Durcharbeiten all dieser Vorgaben für Pädagogen zur Vorbereitung der zu gebenden Stunden von großem Wert. Der sich daran anschließende Unterricht erhält dadurch einen kaum zu überschätzenden Resonanzboden. Genau durchdacht und mit großer Sorgfalt erstellt sind die Gedanken zur Sachanalyse und die Arbeitsbögen für die Hand der Kinder und Jugendlichen, denen man diese Thematik näherbringen möchte.

Für die Durchführung dieses Unterrichts ist einiges zu bedenken.

Die große Fülle des angebotenen Materials darf nicht dazu verführen, möglichst viel davon in den Unterricht hineinzubringen. Man sollte sich, wenn irgend sinnvoll, nach der Darbietung des „Sachverhalts Nahtoderfahrung“ an den Fragen der Kinder und Jugendlichen orientieren, und dann eine für die jeweilige Lerngruppe verkraftbare Menge an Arbeitsmaterial zur Verfügung zu stellen. All dies hängt natürlich auch von der vorhandenen Unterrichtszeit und der intellektuellen Belastbarkeit der zu Unterrichtenden ab.

Das ausgezeichnete Filmmaterial wird, soweit ich sehe, immer als „Einstieg“ in die Thematik empfohlen. Das kann nach meiner Erfahrung allerdings in einigen Fällen dazu führen, dass die Schülerinnen und Schüler zunächst einmal kaum etwas von dem Dargebotenen so ohne weiteres glauben wollen und die Lehrkraft in die undankbare Rolle eines Apologeten gedrängt wird. Der Wert des Filmes kann dadurch an Bedeutung verlieren. Und das wäre schade. Ich habe es erlebt, dass nach der Vorführung des Dokumentarfilmes „Leben nach dem Leben“ von R. Moody, wenn damit die Unterrichtseinheit begann, die Klasse schon während der Vorführung über vieles einfach lachte und dumme Bemerkungen machte. Deswegen sollte man vielleicht zunächst einmal die Lerngruppe mit einigen eigenen Worten auf die Problematik „Sterben“ und „Verdrängen des Sterbens heute“ ganz allgemein hinweisen und sie so langsam an die Erlebnisse in Todesnähe heranführen. Dabei sind kritische Bemerkungen der Schülerinnen und Schüler durchaus sinnvoll und wünschenswert, hilft eine solche Kritik ihnen doch, den eigenen geistigen Standort zu begreifen. Je ernster man solche oft noch etwas unausgegorenen Gedanken nimmt, um so eher nehmen Jugendliche einem später das dargebotene Unterrichtsmaterial ab. Nebenbei baut sich hierbei langsam eine Spannung auf, was der Film wohl bringen wird.

Außerdem hat dieses Verfahren den Vorteil, dass die vielen im Film vorkommenden fremden Termini beim Anschauen schon weitgehend geklärt werden können. Häufige Unterbrechungen zu Klärungszwecken können dann unterbleiben.

Folgendes könnte man auch in Erwägung ziehen, um dem Film und dem zusätzlichen Material eine gute Möglichkeit zur Darstellung der NTE zukommen zu lassen:

Die Nahtoderfahrungen können bei älteren Jugendlichen erst einmal nur verbal dargestellt werden. Hier ist es wichtig, wenn nicht gar notwendig, auch auf Fälle hinzuweisen, die nicht im Film vorkommen werden. Dann erst sollte man bei diesem Vorgehen den Film als Zusammenfassung vorführen. Die dann folgende Beschäftigung mit den Arbeitsbögen hat durchaus sparsam dosiert zu sein, damit der Unterricht nicht an Spannung verliert. So sind jedenfalls meine Erfahrungen mit einer Mischung aus Film- und Wortbeiträgen in der Erarbeitung dieser Thematik.

Wenn den Kindern und Jugendlichen sofort nach einem Einstieg in die Thematik ein Blatt zur Bearbeitung vorgelegt wird, unterbleiben viele wertvolle spontane Äußerungen oder auch Fragen zum Film oder dem Filmausschnitt.

Die sehr genau durchgeplanten Unterrichtsstunden sind m.E. nur der Anfang für weiteren Unterricht, in dem dann vor allem die Jugendlichen zu Wort kommen müssen. Dabei können dann durchaus auch weitere spezielle Arbeitsbögen von Fall zu Fall herangezogen werden.

Mindestens ebenso wichtig ist aber auch die Erörterung von Fragen wie: “Was sagen eigentlich eure Eltern, Freunde etc. zu diesem Thema und dazu, dass so etwas im Unterricht besprochen wird?“

Besonderes Gewicht sollte die Darstellung der naturwissenschaftlichen Deutung der NTE durch Christian Hoppe erfahren. Hier bietet sich als Schlüsselfrage folgendes an: Was an Bausteinen der NTE lässt Hoppe weg, um seine These von der Gehirnabhängigkeit auch der NTE überhaupt aufrecht erhalten zu können?

Zusammenfassend lässt sich sagen: Für Lehrkräfte ist das angebotene gesamte Material hervorragend geeignet, um sich selbst über alle Problembereiche noch einmal Klarheit zu verschaffen. Der ausgezeichnete Film wird nur dann sein Ziel erreichen, wenn man vor dem Anschauen einige je nach Sachlage notwendige Vorarbeiten leistet, damit alles schon beim ersten Ansehen verstanden werden kann. – Mit den Arbeitsbögen sollte man sparsam umgehen, damit dieses hochemotionale Thema nicht zu sehr ins Intellektuelle hineingerät.

Dass Unterrichtsgestaltungen immer auch von der Lehrerpersönlichkeit und dem Charakter der jeweiligen Lerngruppen abhängen, ist selbstverständlich. So wird mancher sicherlich zu anderen, ebenfalls sinnvollen Erfahrungen mit diesem Material kommen.