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Startschuss der NTE-Forschung:

Raymond Moodys  Leben nach dem Tod (Life after Life)

Amazon: Leben nach dem Tod: Die Erforschung einer unerklärlichen Erfahrung

Schon bevor Moody 1975 Life after Life veröffentlichte, hatten sich Menschen mit den Phänomenen beschäftigt, die später als NTE bekannt wurden. Bereits 1892 hatte der Schweizer Geologieprofessor A. Heim Berichte über die Erlebnisse von Menschen gesammelt, die Abstürze im Gebirge oder andere Unfälle überlebt hatten. Er berichtete darüber im „Jahrbuch des schweizerischen Alpenclubs“.
Es fällt auf, dass in den Jahren, in denen Moody sein Buch verfasste, andere Autoren ebenfalls Berichte über außergewöhnliche Erlebnisse in Todesnähe veröffentlichten, allen voran E. Kübler-Ross. Elisabeth Kübler-Ross trug sehr dazu bei, dass Nahtod-Erlebnisse bekannt wurden, ohne jedoch eigene Forschungsergebnisse in systematischer Form  zu präsentieren.

Zwei Jahre nach dem Erscheinen von Life after Life, 1977, erschien  Der Tod -  ein neuer Anfang von Osis und Haraldsson. In dem Buch werden sogenannte Sterbebettvisionen in Indien und den USA miteinander verglichen. In zwei Kapiteln beschäftigen sich die Autoren allerdings auch mit den Visionen von Menschen, die „von einem todesnahen Zustand zurückkehrten“ (187). Die von Osis und Haraldsson vorgelegten Untersuchungsergebnisse wurden nach Aussagen der Autoren bereits vor dem Erscheinen von Moodys Buch zusammengestellt. Erst in der zweiten Auflage des Buches setzten sie sich mit Moodys Thesen auseinander.
 Auch in Deutschland  fand eine von Moody unbeeinflusste Auseinandersetzung mit NTE statt, wie die Bücher von  Wiesenhütter (Blick nach drüben) – erschienen 1974 - und J.Chr. Hampe (Sterben ist doch ganz anders) – erschienen 1975 -belegen. Die Zeit war offensichtlich reif für eine Auseinandersetzung mit NTE-Phänomenen.
Moodys Life after Life nimmt im Spektrum dieser Publikationen allerdings eine besondere Position ein. Das Buch wirkte als Initialzündung für eine weltweite wissenschaftliche Erforschung von NTE. Bereits 2 Jahre später, 1977,  wurde die Internationale Vereinigung für Nahtod-Studien (IANDS) gegründet. Die ersten größeren Untersuchungen  erschienen 1980 (Rings Life at Death, a Scientific Investigation of the Near-Death Experience) und 1982 (Saboms Recollections of Death).
Im Rückblick kann man besser verstehen, warum gerade Moodys Buch diese Entwicklung auslöste. Denn Moody legte als erster eine Art Systematik der NTE vor, indem er zahlreiche Berichte auswertete. Er spricht von insgesamt ca 150 Fällen, die ihm zu Ohren kamen.  50 Personen habe er  eingehend interviewt. Hauptsächlich auf ihre Erfahrungen  stütze sich seine Arbeit.
Life after Life  ist keine empirische Studie. Stattdessen konstruiert Moody ein „theoretisch ‚ideales’ beziehungsweise ‚vollständiges  Erlebnis“, das alle Elemente „in der für ihr Auftreten typischen Reihenfolge“ enthält, die in seinen Fallschilderungen auftauchten. Aus einer naturwissenschaftlichen Perspektive musste sein idealtypisches Modell  als ein Gefüge von Hypothesen erscheinen, die einer empirischen Untersuchung bedurften.
Moody weist ausdrücklich daraufhin, dass keines der Elemente regelmäßig und in allen Zeugnissen auftaucht und dass auch die Reihenfolge der Elemente von der seines „theoretischen Modellerlebnisses“ abweichen kannSchaut man sich seine 15 Elemente an, kann man eine überraschende Entdeckung machen: Er zählt dazu nicht nur bestimmte Aspekte, die während des Erlebnisses selbst auftreten, sondern auch seine Folgen und  Auswirkungen.
Elf Elemente betreffen das Erlebnis selbst, vier beziehen sich auf mögliche Folgen wie z.B. Auswirkungen auf das Leben (Einstellungsänderungen usw.) und eine neue Sicht des Todes.
Fragt man, was  demnach eine NTE im Sinne Moodys ist, müsste die Antwort lauten:
Ein spezifisches Erlebnis in Todesnähe, das durch verschiedene inhaltliche Merkmale (beispielsweise Gefühle von Frieden und Ruhe, den Tunnel, das Verlassen des Leibes, Lichtwesen, die Rückschau, die Grenze oder Schranke usw.) gekennzeichnet ist und tiefgreifende Auswirkungen auf das weitere Leben der Person hat.
Man kann also  das Erlebnis nicht von seinen Auswirkungen trennen. NTE  sind Erlebnisse, deren Potenzial sich erst allmählich im Leben der Nahtod-Erfahrenen entfaltet. Ring wird später von einer „Keimerfahrung“ („seed experience“) sprechen, um diesen Aspekt von NTE zu charakterisieren
Moodys Modell warf eine Reihe von Fragen auf: Hatte er wirklich einen bisher weitgehend unbekannten Erlebnistyp entdeckt? Wie häufig kamen solche Erlebnisse vor? Wovon hing ab, ob jemand eine solche Erfahrung machte? Hatte es beispielsweise mit seinen religiösen Überzeugungen zu tun? Hatten nur religiöse Menschen solche Erlebnisse?
In den Brennpunkt der nachfolgenden wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit NTE rückten besonders vier Aspekte:
1.Häufigkeit und Konsistenz der Erfahrungen
Um Moodys Modell zu prüfen, musste man versuchen, empirisch festzustellen, mit welcher Häufigkeit Erlebnisse mit den von ihm beschriebenen inhaltlichen Merkmalen von Menschen berichtet wurden, die sich in Todesnähesituationen befunden hatten. Ich bringe zwei Beispiele, wie solche Untersuchungen durchgeführt wurden:
In einer Studie des amerikanischen Psychiaters Bruce Greyson wurden 61 Menschen befragt, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums nacheinander wegen eines Suizidversuchs in eine Klinik eingeliefert worden waren. Sie waren alle eine bestimmte Zeit lang bewusstlos gewesen. Von ihnen berichteten 16, das sind 25% über eine NTE. 
In die Untersuchung des holländischen Kardiologen Pim van Lommel waren 344 Patienten einbezogen, die  nach einem Herzstillstand erfolgreich reanimiert worden waren. Diese Personen wurden einige Tage später interviewt, d.h. man fragte sie, ob sie sich an irgendetwas aus der Zeit ihrer Bewusstlosigkeit erinnerten und, wenn sie die Frage bejahten, an was sie sich erinnerten. 18 Prozent berichteten daraufhin über eine NTE.
In den meisten Untersuchungen von Menschen, die dem Tod nahe waren, ergab sich eine Häufigkeit von ca. 20 Prozent  Die Studien zeigten, dass es keinen Zusammenhang gibt zwischen dem Auftreten einer NTE und Persönlichkeitsvariablen wie Geschlecht, Bildung, religiöser Haltung oder psychischer Erkrankung.
Untersuchungen, mit denen festgestellt werden soll, ob ein kultur- und länderübergreifend identisches Erlebensmuster ‚NTE’ existiert, setzen immer voraus, dass klar definiert ist, wann eine Erfahrung als NTE im Sinne Moodys, also mit den Merkmalen, die er beschreibt, angesehen werden kann. Ring entwickelte  ein Messinstrument, das Mindestbedingungen definiert und es erlaubt, die „Tiefe“ einer  NTE zu messen: den WCEI (weighted core experience index). In der Untersuchung van Lommels z.B. wurde jeder Bericht von drei Forschern dem WCEI entsprechend eingestuft.
Es existieren auch Befragungen eines repräsentativen Querschnitts der Gesamtbevölkerung, die in den USA und inzwischen auch in Deutschland durchgeführt wurden. Sie  ergaben, wie die Autoren ausführen, dass etwa 5 Prozent der Bevölkerung eine „Nahtoderfahrung“  hatte.
Schaut man sich die Befragungen in den USA und Deutschland genauer an, sieht man, dass sie ein anderes, nämlich nicht auf bestimmte inhaltliche Merkmale begrenztes Verständnis von Nahtoderfahrung zu Grunde legen. In der Gallup-Umfrage in den USA  wurden die Befragten „ohne inhaltliche Vorgaben um detaillierte Beschreibungen irgendwelcher ungewöhnlicher oder ‚mystischer’ Erlebnisse oder Begegnungen“ gebeten. (Gallup/Proctor 1983,8) Bei der Befragung, die Knoblauch in Deutschland durchführte, mussten die Befragten zu der Aussage Stellung nehmen: „Ich hatte schon einmal ein intensives Erlebnis, das weder ein Traum noch eine Halluzination war und bei dem ich glaubte, dass ich gerade sterbe, dass ich in der Nähe des Todes bin oder bei dem ich das Gefühl hatte, tot zu sein“(1999, 204) Unter den Berichten, die er zitiert, sind viele, auf die die inhaltlichen Kriterien, die Moody bzw. Ring beschreiben, nicht zutreffen. Hinzu kommt, dass lediglich die Hälfte der Befragten angab, sich während des Erlebnisses tatsächlich  in einem lebensgefährlichen Zustand befunden zu haben (Ebd.,129).  Daher ist die Bezeichnung ‚Nahtoderfahrung’ für diese Sammlung vielfältiger Erlebnisse, die Menschen in lebensbedrohlichen und nicht-lebensbedrohlichen Situationen machten, in jeder Hinsicht irreführend. Das bedeutet aber: Diese Untersuchungen sagen nichts über eine Häufigkeit von NTE (im Sinne Moodys) in der Gesamtbevölkerung aus.
In verschiedenen (westlichen) Ländern wurden Untersuchungen durchgeführt, die die Existenz von Nahtoderfahrungen im von Moody bzw. Ring definierten Sinn  zeigten. Die Untersuchungen in den USA (Ring 1984, Sabom 1982), Australien (C.Sutherland 1992), Großbritannien (M. Grey 1985; P. und E. Fenwick 1995), den Niederlanden (P.van Lommel u.a. 2001) und in Deutschland (M.Schröter-Kuhnhardt 2002) bezogen sich nicht nur auf den Inhalt der Erlebnisse selbst, sondern auch auf ihre Nachwirkungen.
Eine interessante Untersuchung liegt  aus China vor.  Dort gab es 1976 in Tangshan ein starkes Erdbeben. 11 Jahre später interviewten zwei chinesische Ärzte 81 Überlebende. Es handelte sich ausnahmslos um Patienten einer Klinik, die durch das Erdbeben unter ihren Häusern begraben worden waren und durch die dabei erlittenen Schäden partiell oder ganz  gelähmt waren. Von ihnen berichteten 42 Prozent über NTE. In ihren Schilderungen begegnet das gleiche Muster wie in NTE-Berichten aus westlichen Ländern. (Feng Zhi-ying und Liu Jian-xun 1992)
2.Die Außerkörperlichkeitserlebnisse
Moodys Gewährsleute  berichteten, ihren Leib verlassen  und sich selbst und die Umgebung von einem Punkt außerhalb ihres Körpers wahrgenommen zu haben. Es ist offenkundig, dass – im Gegensatz zu den weiteren Aspekten des Erlebnisses – solche Out-of-Body experiences prinzipiell überprüfbar sind.  Moody beschreibt, wie Nahtoderfahrene ihre Ärzte oder andere Menschen mit Berichten über Ereignisse in Erstaunen versetzten, die sie mit-„erlebt“ hatten, während sie „tot“ zu sein schienen.. Außerdem verweist er auf Aussagen von Ärzten, die ihm bestätigten, verblüfft gewesen zu sein, wie genau und richtig ihnen Patienten Einzelheiten ihrer Reanimation beschreiben konnten. Das sind Formen einer nachträglichen Verifizierung von anscheinend außersinnlichen Wahrnehmungen durch einen Austausch und Abgleich der in die Szene involvierten Personen.
Schon bald wurden Versuche unternommen, den Realitätsgehalt solcher Berichte auch objektiv zu überprüfen. Den bislang überzeugendsten Versuch unternahm Michael Sabom (1982), indem er OBE-Berichte von Patienten einer Herzklinik mit den OP-Protokollen verglich und dabei weitgehende Übereinstimmungen nachweisen konnte. Ein grundsätzliches Forschungsproblem liegt jedoch darin, dass OBE spontan auftreten und nicht beliebig und an jedem Ort der Erde künstlich ausgelöst und überprüft werden können.
Im September 2005 startet eine Versuchsreihe unter Leitung des Psychiaters und NTE-Forschers Peter Fenwick in mehreren britischen Krankenhäusern. In den OP-Räumen werden Symbole angebracht, die nur von der Decke aus einsehbar sind.  Zusätzlich laufen Kameras, die aufzeichnen, was gerade passiert.
3.Nachwirkungen von NTE
Moody beschreibt „Folgen im Leben“ und „eine neue Sicht des Todes“ als Nachwirkungen von Sterbeerlebnissen. Er zitiert Nahtod-Erfahrene, die schildern, dass sie sich in Folge ihrer Erfahrung intensiver mit ihrem Leben auseinandersetzen, einen „richtigen Wissensdurst“  haben und das Leben als sehr viel kostbarer empfinden. Auch soziale Auswirkungen werden erwähnt, z.B. der Versuch, Vorurteile zu überwinden und das Bedürfnis, „die Liebe zum anderen immer mehr vertiefen zu wollen“(100).
Nahtod-Erfahrene überwinden, so Moody, ihre Angst vor dem Tod. Sie übertragen ihr positives Erleben auch auf den Tod anderer Menschen. („Beerdigungen sind mir nicht mehr zuwider. Ich fühle dabei sogar etwas wie Freude, weil ich weiß, was der Tote hinter sich gelassen hat.“ 103) Konsequenzen für die Vorstellung vom Tod werden sichtbar. Der Tod wird nicht mehr in den Gleichnissen von Schlaf und Vergessen gedeutet, sondern „als Übergang von einem Zustand in einen anderen  oder als Aufsteigen auf eine höhere Ebene des Bewusstseins oder des Seins“ (104) verstanden. Er erscheint als Befreiung. Das Schema von Belohnung und Strafe im Nachleben kommt nicht mehr vor, auch bei denen nicht, die vorher in solchen Begriffen  dachten.
Moodys Hinweise auf Nachwirkungen von NTE sollten ihrerseits nicht ohne Folgen bleiben. Kenneth Ring (1984) entwickelte  mehrere Instrumente, u.a. das Life Changes Questionnaire und das Behavior Rating Inventory, um Nahtod-Erfahrene systematisch auf Veränderungen von Einstellungen befragen zu können. Mit Hilfe dieser Fragebogen wurden weltweit Untersuchungen durchgeführt. Sie erbrachten hochsignifikante Ergebnisse, d.h. erwiesen deutliche Veränderungen im Hinblick auf das Selbstwertgefühl, auf soziale Einstellungen, auf die Haltung zu materiellen Gütern, Prestige usw.. Die Angst vor dem Tod verschwindet. Der Glaube an Gott bzw. eine transzendente Wirklichkeit nimmt zu. NTE lösen eine spirituelle Suche aus. Sie stärken weniger konventionelle religiöse Bindungen, sondern mehr ein Interesse an spirituellen Dingen.
Die einheitliche Tendenz dieser Veränderungen ist ebenfalls ein deutlicher Hinweis auf einen übereinstimmenden, prägenden Erlebnistypus.
4. NTE als mystische Erfahrung
Die quantitative Forschung beschäftigt  sich mit dem, was man messen kann.  Sie hat zuverlässige Daten dafür geliefert, dass es sich bei Nahtoderfahrungen um ein international verbreitetes außergewöhnliches Phänomen handelt. Sie hat ihre Grenzen jedoch  dort, wo es um die Qualität des Erlebens geht. Im WCEI von Ring tauchen qualitative Aspekte des Erlebens nur an zwei Stellen auf: als subjektives Gefühl, tot zu sein und als Empfindung des Friedens, der Schmerzlosigkeit und des Wohlbefindens (während einer außerkörperlichen Erfahrung). Alles, was Menschen während einer NTE darüber hinaus noch empfinden, wird nicht erfasst.
Es ist aber offensichtlich, dass man die Bedeutung, die das Erlebnis für jemanden hatte, nicht ohne weiteres aus einer Aufzählung der Elemente und Stadien  erschließen kann, die er während seiner Erfahrung durchlaufen hat. Diese benennen, wenn man so will, den Rahmen, die Gestalt des Erlebnisses. Sie führen noch nicht zu seinem  Kern. Die „Tiefe“ eines Erlebnisses ist von der Erlebnisqualität abhängig und nicht von der Anzahl der durchlebten Merkmale, die lediglich ein Indiz für seine „Tiefe“ liefern können.
Was das eigentliche Erlebnis ausmacht, lässt sich mit Worten nur unzulänglich wiedergeben. Das gilt besonders für den transzendenten Teil der Erfahrung. Moody setzt die Unbeschreibbarkeit des Erlebens an die erste Stelle unter den Merkmalen einer NTE. „Dass wir die Sprache verstehen, sagt er, beruht auf dem Vorhandensein einer gemeinsamen, für uns alle weitgehend übereinstimmenden Erfahrungswelt...Die Erfahrungen derjenigen, die dem Tode nahe gekommen sind, fallen aus unserer gemeinschaftlichen Erfahrungswelt heraus...Die Beteiligten bezeichnen ihr Erlebnis einhellig als unsagbar, also als ‚unbeschreiblich’.“31f. Er zitiert eine Frau mit den Worten: „Ich muss es Ihnen gegenüber in den Begriffen von Raum und Zeit ausdrücken, und damit komme ich dem Ganzen ja auch so nah, wie es überhaupt nur möglich ist, aber trotzdem ist es nicht das Richtige.“
Die Unbeschreibbarkeit kann als Indiz gesehen werden, dass das Phänomen Nahtoderfahrung letztlich nicht objektivierbar ist und sich daher auch einer vollständigen quantitativen Erfassung entzieht.
Moody benennt Erlebnisqualitäten, wenn er auf Begegnungen mit einem Lichtwesen – „das wohl erstaunlichste Element, das in den Berichten, die ich durchgearbeitet habe, immer wieder auftauchte“ - zu sprechen kommt. Er führt aus: „Unbeschreibliche Liebe und Wärme strömen dem Sterbenden von diesem Wesen zu. Er fühlt sich davon vollkommen umschlossen und ganz darin aufgenommen, und in der Gegenwart dieses Wesens empfindet er vollkommene Bejahung und Geborgenheit. Er fühlt eine unwiderstehliche, gleichsam magnetische Anziehungskraft von ihm ausgehen.“ 66 Nimmt man Beschreibungen hinzu, dass Menschen erst in dieser als transzendent empfundenen Wirklichkeit ihre wahre Identität und eigentliche Heimat zu finden meinen, wird die Nähe von NTE zu mystischen Erfahrungen deutlich. Darauf haben verschiedene Forscher hingewiesen.
Ring (1984) meint, dass man das, was Menschen mit Kernerfahrungen erleben, normalerweise Gott nennen würde. Selbst wenn man in diesen Erfahrungen nichts anderes als Halluzinationen sehe,  müsse man doch zugeben, dass  Menschen mit NTE „bis zum Erfahrungsursprung des universellen menschlichen Glaubens an eine andere- religiöse –Dimension vorgedrungen seien (1982, S.81)“.
Judith Cressy (1994) sieht NTE in  einer Reihe mit anderen mystischen Erfahrungen der Vergangenheit und der Gegenwart. Der britische Theologe Paul Badham (1997) stellt den Kontrast zwischen der Klarheit und Tiefe der NTE-Berichte und den oft diffusen und vagen Beschreibungen religiöser Erfahrungen heraus, die an anderer Stelle existieren. Das bringt ihn zu dem Schluss, dass NTE “viele der Merkmale der tiefsten religiösen Erfahrungen teilen, die der Menschheit bekannt wurden“. Durch die modernen Techniken der Wiederbelebung machen  seiner Meinung nach Hunderte und Tausende normaler Menschen  tiefe mystische Erfahrungen. Auf deutscher Seite hat Jörg Zink (1999) die Ähnlichkeit zwischen NTE und mystischen Erfahrungen angesprochen. Der Mathematiker Günter Ewald (2001) unterstreicht diese Sicht, indem er  auf Rudolf Ottos Begriff des Numinosen Bezug nimmt. Er sieht   NTE, die  „tief in der menschlichen Natur verankert“ sind , als Erfahrungen, die mit Grundfragen der Religion konfrontieren.
Moody hielt schon vor der Veröffentlichung seines Buches Vorträge über das Thema. In einem eigenen Kapitel beschäftigt er sich mit den Fragen, die ihm bei solchen Gelegenheiten vom Publikum  gestellt wurden. Diese Fragen haben nichts an Aktualität eingebüßt. Eine häufig gestellte  Frage lautete z.B.: Woher wollen Sie wissen, ob Ihnen alle diese Leute nichts vorgelogen haben? In leicht abgeschwächter  Form wird diese Ansicht in Deutschland von dem Neuropsychologen Niels Birbaumer, vertreten. In einem Gespräch mit Schröter-Kunhardt, das die Zeitschrift Gehirn und Geist (2003) veröffentlichte, äußerte er seine tiefe Skepsis: „Offen gestanden, bin ich gegenüber Selbstberichten von Patienten extrem misstrauisch...Patienten haben ein sehr feines Gespür dafür, was ein Untersucher gerade erfahren möchte. Und entsprechend fallen die Antworten aus.“ Er unterstellt Patienten,  die NTE schildern, m. a. W., aus Gefälligkeit dem Untersucher etwas vor zuschwindeln.
Moody antwortet auf diese Frage in folgender Weise: „Wer es nicht selber gehört und gesehen hat, wenn jemand übe sein Todesnähe-Erlebnis berichtet, sucht gern seine intellektuelle Zuflucht in der Hypothese, diese ganzen Geschichten seien frei erfunden. Ich befinde mich demgegenüber in einer unvergleichlichen Ausnahmesituation. Ich habe erlebt, wie erwachsene Menschen, reife und seelisch ausgeglichene Persönlichkeiten die Fassung verloren und in Tränen ausbrachen, wenn sie mir von Begebenheiten erzählten, die manchmal über dreißig Jahre zurücklagen. Ich habe in dem, wie sie sich äußerten, Aufrichtigkeit, menschliche Wärme und Gefühlsoffenheit verspürt, wie sie keine schriftliche Wiedergabe je dem Leser vermitteln könnte. Für mich ist daher auf eine Weise, die für die meisten leider nicht nachvollziehbar ist, jeglicher Verdacht, die Berichte könnten bloße Phantasieprodukte sein, vollkommen absurd.“ 141f
Um den Verdacht auszuräumen, nur Gefälligkeitsäußerungen zu provozieren,  legte schon Sabom in seiner 1982 veröffentlichten Untersuchung Wert darauf, dass die befragten Patienten das Ziel der Untersuchung nicht kannten, also nicht darüber informiert waren, dass es sich um eine NTE-Studie handelte