Evelyn Elsaesser
Crotona Verlag, 2019, 254 Seiten, € 17,95

Elsaesser Nachtodkontakte1

Mit dem Thema Nachtod-Kontakte habe ich mich, da auch ich eine solche Erfahrung machen durfte, eingehend beschäftigt und alles gesammelt, was mir hierzu in die Hände kam. Doch seit langem habe ich kein so gutes Buch mehr wie jetzt das von Frau Elsaesser zu dieser Thematik gelesen. Das betrifft sowohl den Inhalt wie auch die Form. Das Buch ist gut lesbar, bleibt sachlich und spricht dennoch zugleich die Herzen an.

Das Standardwerk zu Nachtod-Kontakten in der deutschsprachigen Literatur war bisher „Trost aus dem Jenseits“ von Bill und Judy Guggenheim. Sie waren Pioniere und haben diese Erfahrungen weit bekannt gemacht. Das Buch von Evelyn Elsaesser ist naturgemäß um Jahrzehnte aktueller. Vieles von dem, was sie anspricht, war mir bisher nicht bekannt. Z.B. arbeitet sie deutlich heraus, dass Nachtod-Kontakte zwar die Trauer der Erfahrenden mindern können, dennoch bleibt auch ihnen die Verarbeitung der Trauer nicht erspart.

Die Integration der Erfahrungen ins eigene Leben ist von großer Wichtigkeit. Auch Phänomene wie Energieverlust während der Erfahrung oder seltene Erscheinungen werden behandelt.

Das Buch spricht immer wieder die praktische Seite an, z.B.: Welchen Einfluss haben die Erfahrungen auf das Leben der Erfahrenden? Die Folgewirkungen, etwa die Transformation des eigenen Weltbilds, eine nicht selten eintretende Minderung der Angst vor dem Tod oder die Tröstung infolge des Erlebnisses, nehmen einen großen Teil des Buchs ein.

Im Rahmen von Interviews mit Experten, bei denen auch kritische Stimmen zu Wort kommen, erläutert u.a. Dr. Allan Botkin seine IADC-Therapie (zur Behandlung schwerer Trauer und Traumata), bei der den Patienten sehr häufig Verstorbene erscheinen, was meist eine deutliche Heilung bewirkt. Louis LaGrand wiederum gibt Hinweise, wie die Trauernden, die ein Kontakterlebnis hatten, dieses in ihr Leben integrieren und aus ihm Nutzen für die Trauerbewältigung ziehen können.

Natürlich stellt die Autorin auch die Frage nach der Echtheit der erfahrenen Kontakte. Als Forscherin kann sie nicht einfach sagen: Das sind Halluzinationen (oder es sind keine). Doch die Fakten, die sie beschreibt, und ebenso die von der Echtheit überzeugten Erfahrenden sprechen meines Erachtens eine deutliche Sprache.

Ein eigenes Kapites widmet die Autorin den Sterbebett-Visionen, einer besonderen Form von Nachtod-Kontakten. Innovativ finde ich die Untersuchung der deutlichen Parallelen zwischen den verschiedenen Erfahrungen in Todesnähe (Nahtoderfahrungen, Sterbebett-Visionen, Nachtodkontakte, Erkenntnisse medial begabter Personen), was dafür spricht, dass es sich um eng miteinander verbundene Phänomene handelt.

Deutlich spricht die Autorin die Schwierigkeit an, in unserer westlichen, materialistisch geprägten Welt über eigene Begegnungen mit Verstorbenen zu berichten. Hier besteht leider nach wie vor ein Tabu, das die Tatsachen einfach beiseite schiebt, weil sie nicht ins eigene Weltbild passen.

Die Autorin hat einen einnehmenden Stil, sie spricht immer wieder die Leser an und nimmt sie mit zu ihren Entdeckungen. Dabei stellt sie oft Fragen und behandelt uns nicht „von oben herab“. Sie schreibt gut verständlich und dennoch nicht oberflächlich, sie bringt die Informationen sachlich herüber und berührt dann wieder mit ihren zu Herzen gehenden Erfahrungsberichten. Auf den Punkt gebracht: Sie geht feinfühlig, behutsam, klar und ehrlich mit diesem Thema, das mit Tod und Trauer verknüpft ist, um.

Eine Bitte von Frau Elsaesser am Schluss des Buchs: Im Hinblick auf zukünftige Forschungsarbeiten ist sie dankbar für Zuschriften zu selbst erlebten Nachtod-Kontakten.

Mir persönlich hat das Buch einen guten Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zu diesem so wichtigen Thema verschafft. Darüber hinaus hat es mich ermutigt, an meinen noch nicht ganz überwundenen Schmerzen wegen der leidvollen Krankheit der verstorbenen Person, die mich kontaktierte, zu arbeiten.

von Christian von Kamp

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