Autorin: Dr. Janet Elisabeth COLLI

Janet ColliJoachim Duderstadt
(herausgegeben und teilweise mitverfasst)
Santiago-Verlag Goch 2018,
ISBN-10: 3937212787 Taschenbuch: 160 Seiten 10 €

Vorstellung von Jörgen Bruhn

Das Buch ist übersichtlich in drei Teile gegliedert. Zunächst führt uns J. Duderstadt in die Problematik der Unterscheidung zwischen krankhaften Zuständen und spirituellen Erlebnissen ein, die die betroffenen Personen tiefgreifend verändern. Der zweite Beitrag ist die Übersetzung eines Artikels der amerikanischen Psychologin Janet E. COLLI. An drei Fallbeispielen der Therapeutin wird die schwierige Lage bei Behandlungen gerade der bipolaren Störung verdeutlicht, wenn man „krank“ und „gesund“ sauber voneinander trennen möchte, was gerade im Seelenleben der betreffenden Menschen so gut wie kaum immer eindeutig möglich ist.

Bei diesem oft nur als krankhaft angesehenen Persönlichkeitsbild wechseln tiefe Depressionsphasen mit hochgradiger Euphorie immer wieder ab. Im dritten Teil des Buches „Im Himmel vereint – in der Beziehung entzweit?“ erörtert J. Duderstadt die Freuden und Schwierigkeiten, die diejenigen Menschen zu bewältigen haben, die eine oder mehrere spirituelle Transformationen, vor allem bei Nahtoderfahrungen, erleben mussten oder durften und in das Leben der heutigen Zeit zu integrieren haben.

Die Vorsilbe „ver“ weist uns in der deutschen Sprache auf vielfältige Art in eine negative Gedankenwelt ein. Ein Blick in den Duden oder ein anderes Wörterbuch kann das deutlich machen. Besonders klar ist das, wie man meint, bei dem Wort „verrückt“. Dort bedeutet es, dass sich jemand in seinen Gedanken und Handlungen außerhalb der in der Gesellschaft üblichen Normen bewegt. Das wird von der Mitwelt stets als etwas Problematisches empfunden, weil es nur sehr selten ausschließlich rational nachvollziehbar ist.

Die Fragestellung im Titel des Buches zielt also zunächst auf seelische, geistige oder auch auf seelisch-geistige „Krankheitszustände“ ab. Zu nennen sind hier z.B. Neurosen aller Art und die verschiedensten Wahnvorstellungen, die heute vielen Menschen aus eigener Erfahrung bekannt sind. Spirituelle Transformationen - das sind grundsätzliche Wandlungen im geistigen und seelischen Leben, zu denen auch die Nahtoderfahrungen gerechnet werden können - sind leider heute für die in psychotherapeutischen Berufen Tätigen oft völlig unbekannt, oder sie werden, auch aus Unkenntnis, abgelehnt. Das hat wohl darin seine Ursache, dass wir in einer Zeit leben, die noch immer die Wirklichkeit fälschlich auf das reduziert, was materiell wahrnehmbar, verstehbar und damit im Rahmen der materialistischen Philosophie erklärbar ist. Es ist also notwendig und dankenswert, wenn Joachim Duderstadt in einer Einleitung zu dem Buch zunächst Klarstellungen herzustellen versucht - auch mit dem Blick auf spirituelle Transformationen. Das aber ist leichter gesagt als getan.

Viel heute noch Verwirrendes und auch Unbekanntes aus den Seelenleben der Menschen wird den Leser*innen in allen drei Teilen des Buches zugemutet und auch abverlangt. Dabei sind vor allem Duderstadts Ausführungen im letzten Teil des Buches am leichtesten zu verstehen und hilfreich für das Leben derer, die (oft nach Fehldiagnosen, bedingt durch die materialistische und allein als wissenschaftlich anerkannte Denkweise) eine solche Transformation selbst erlebt haben und damit in unserer Welt leben müssen oder dürfen. Das Wort „verrückt“ wird am Schluss des Buches zurecht-gerückt und auch positiv gesehen.

Im Zentrum des Buches „BIN ICH VERRÜCKT? ODER IN EINER SPIRITUELLEN TRANSFORMATION?“ stehen die drei Fallbeispiele der amerikanischen Psychologin Janet Elisabeth COLLI. Ist es für die am materialistischen Denken ausgerichtete Psychiatrie oder Psychologie schon schwierig, „objektive Diagnosen“ zu stellen, so vergrößert sich das Problem, wenn Therapeuten das, was in neuerer Zeit langsam zunehmend ernster genommen wird, mit in ihre Fallbetrachtungen hinzunehmen. Es handelt sich dabei um Gedanken und Erfahrungen aus dem Bereich der Spiritualität in ihrer vielfältigen Ausprägung. Hierbei denkt COLLI an Erfahrungen bei Nahtoderlebnissen (NTE) oder auch „Spirituell transformativen Erfahrungen“ (STE). Vielen Therapeuten ist dieses Denken noch völlig fremd. Wird einem Arzt z. B. eine erlebte NTE berichtet, wird der betroffene Mensch oft in die Gruppe der Kranken „einsortiert“ und mit Neuroleptika verschiedenster Art ruhiggestellt. Das hat verschiedene Ursachen. Zunächst ist für das Denken der Therapeuten „Spiritualität“ materiell nicht fassbar und existiert folglich gar nicht. Häufig sind die Symptome einer spirituellen Transformation auch einer Psychose ähnlich.

Der letzte Teil des Buches führt uns in den häufig schwierigen Lebensabschnitt derjenigen Menschen, die durch die spirituelle Transformation anders denken und fühlen. Grundlage für diesen dritten Teil des Buches sind Gedanken von Duderstadt über die Dissertation der amerikanischen Psychologin Sandra R. CHRISTIAN, „Zufriedenheit und Stabilität ehelicher Beziehungen, nachdem einer der Partner eine Nahtodeserfahrung hatte.“ In meinem Buch „Blicke hinter den Horizont“ (Alsterverlag Hamburg) und auch in anderer Literatur finden sich viele Beispiele, die uns verstehen lassen, warum Nahtod-Erfahrene gern in der anderen Wirklichkeit geblieben wären.

Es ist Joachim Duderstadt zu danken, mit dem Buch mehr Licht in eine bei uns noch weitgehend vorhandene Dunkelheit gebracht zu haben. Viel unnötiges Leid kann Betroffenen dadurch erspart werden.

Der Autor formulierte: „Leben ist der Sinn des Lebens“ (S. 118), aber nicht ein Leben das zerstört, sondern: „Die Liebe ist das Leben des Lebens“ (S. 157) und daher ist die Liebe der Sinn des Lebens.

Wenn das Wort Gott Liebe meint, dann will Gott in jedem Leben Mensch werden; dann ist die Menschwerdung „der Sinn des Lebens“ (S. 158). „Die Menschlichkeit des Menschen: Sinn und Ziel dieser Welt“ (S. 62). Menschwerdung bedeutet Erlösung „Erlösung ist nie im Hass, sondern allein in der Liebe“ (S. 111). Aber auch sie würde missbraucht, wenn sie zur Selbstbestätigung genutzt wird. Daher: „Frage nicht, ob du geliebt wirst, sondern ob du liebst“ (S. 110). Der Geist der Liebe, das „grenzenlose Mitgefühl“ (S. 73) ist ein „sich ohne Ansehen der Person nach allen Richtungen verschenken wie der Wind“ (S. 78).

Das Buch des Autors, das von der persönlichen Erfahrung durchdrungen ist, ist ein Anstoß zum Nachdenken, zur Meditation, die freilich oft „anstößig“ ist, und das ist gut so. Er will die christliche Erfahrung mit dem östlichen Denken versöhnen. In seiner mystischen Anthropologie soll aber keine neue Ideologie vorgestellt werden, sondern gerade die Überwindung jedes ichbefangenen Systems.
Was ich etwas vermisse, ist die Verbindung zwischen dem liebenden Dasein für andere, dem Mitgefühl und Gott, der als Chiffre für die Liebe dient. Ist nicht doch nur in der Mitmenschlichkeit Gotteserfahrung möglich? Jedem, der bereit ist, sich der Sinnfrage des Lebens zu stellen, kann ich dieses Buch nur empfehlen. Es lässt Raum zum Nachdenken und Aufatmen in Freiheit.“

von Univ.-Prof. DDr. Gotthold Hasenhüttl

Für psychologisch-therapeutische Fachleute hier noch eine Rezension einer Psychotherapeutin (Eheberatung):
>>> Eheberatung Rezension VERRÜCKT.pdf<<<Eheberatung Rezension VERRÜCKT.pdf<<<

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