Nahtoderfahrungen sind für die Wissenschaft ein schwieriges Thema. Man kann sie nicht nach Belieben auslösen und beobachten.

Im Brennpunkt der Auseinandersetzung stehen die sogenannten außerkörperlichen Erfahrungen. Von einer außerkörperlichen Erfahrung (out-of-body experience) spricht man, weil die Betroffenen angeben, sich aus ihrem Körper entfernt und das Geschehen von einem Punkt im Raum aus beobachtet zu haben. Das Bewusstseinszentrum befindet sich im Erleben der Menschen nicht mehr im Körper.

Außerkörperliche Erfahrungen sind nicht an Situationen der Todesnähe gebunden. Befragungen zeigen, dass auch in der Normalbevölkerung eine größere Zahl von Personen - zwischen 10 und 20 % - angibt, mindestens einmal im Leben schon eine außerkörperliche Erfahrung gehabt zu haben. In der Regel befanden sich die Betreffenden in einem entspannten Zustand, dösten vor sich hin, meditierten oder schliefen, als es zu dieser Erfahrung kam.

Man muss davon ausgehen, dass außerkörperliche Erfahrungen in allen Völkern vorkommen und zu allen Zeiten vorkamen. Sie sind in Gesellschaften, die einen hohen Stand der Zivilisation erreicht haben, ebenso bekannt wie in Stammeskulturen. Außerkörperliche Erlebnisse haben eine spirituelle Dimension. Sie führen meist dazu, dass die betroffenen Personen von einem Weiterleben nach dem Tod überzeugt sind. Man kann vermuten, dass sie schon immer zum Glauben an eine unsterbliche Seele beigetragen haben.

Aber sind die Erlebnisse überhaupt „echt“, oder gaukelt den Menschen ihr Gehirn etwas vor? Handelt es sich um Halluzinationen? Gegen diese Vermutung spricht, dass die Menschen keine verworrenen Phantasien schildern, wie man sie bei einer Halluzination erwarten würde. Vielmehr beschreiben sie absolut realistisch äußere Umstände, die sie von einem Punkt außerhalb ihres Körpers wahrgenommen haben. Oft wird auch berichtet, dass solche Wahrnehmung im Nachhinein bis ins Detail hinein bestätigt wurden.

Das gilt zum Beispiel für Nada Eberhart. Sie wurde nach einer Gehirnblutung ins Krankenhaus gebracht. An den Aufenthalt im Krankenhaus selbst kann sie sich nicht erinnern, nur an ihre Nahtoderfahrung. „Ich schwebte an der Decke und sah von dort aus Ärzte, meine Familie und andere Leute. Ich sah mich da liegen mit den ganzen Schläuchen, die an Apparate angeschlossen waren. Ich lag auf dem Rücken. Auf der rechten Seite war ein Schlauch, der an eine Maschine angeschlossen war. Dann sah ich eine Trennwand, eine Art Kabine, hinter der ein Mann mit Kopfverletzungen lag. Der war in einem total schlechten Zustand. Und dann habe ich noch einen anderen Raum gesehen, in dem die Ärztin meinem Mann die Röntgenbilder zeigte. Ich habe alles mitgekriegt, was dort ablief. Ich habe registriert, was passiert ist und dabei erfahren, dass ich Gehirnblutungen hatte.“ Nada Eberhart kann sich auch erinnern, was die Ärztin zu ihrem Mann sagte. „Sie hat gesagt, sie wissen nicht genau, wo das Gefäß geplatzt ist, aber es ist keine große Arterie, sondern eine kleinere. Sie hoffen, das schließt sich wieder, aber es kann auch zu einer erneuten Blutung kommen, und dann müssen sie operieren. Aber es ist von selbst geheilt. Als ich wieder bei Bewusstsein war und mein Mann zu mir kam, wunderte er sich, woher ich das alles wusste. Er sagte: Wieso weißt du das? Wieso konntest du mich sehen?“

Der amerikanische Kardiologe Michael Sabom machte schon Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts einen Versuch, Behauptungen über „außersinnliche“ Wahrnehmungen während einer Nahtoderfahrung zu überprüfen. Er verglich die Berichte von Patienten über angebliche Erlebnisse während ihrer Bewusstlosigkeit mit den Krankenhausakten. Er stellte fest, dass ihre Schilderungen keine bizarren Elemente enthielten, die auf das Einwirken der Phantasie hinweisen würden. Details ihrer Beobachtungen konnten durch den Vergleich mit den Krankenhausakten bestätigt werden. (Michael Sabom, Erinnerung an den Tod)

Was ergibt sich, wenn irgendwann die Echtheit der außerkörperlichen Erfahrungen zweifelsfrei feststeht? Ist dann ein Weiterleben nach dem Tod bewiesen? Ganz so einfach, glaube ich, ist es nicht. Man würde zunächst die Vorstellung verändern, die wir vom menschlichen Bewusstsein haben. Wenn außerkörperliche Erfahrungen echt sind, dann kann unser Bewusstsein nicht in der Weise an die Gehirntätigkeit gebunden sein, wie sich Neurobiologen das heute noch vorstellen. Die erweiterten Formen des Bewusstseins, die sich in außerkörperlichen Erfahrungen, aber auch in der Telepathie oder in Vorahnungen zeigen, sprechen dafür, dass unser Bewusstsein auf geheimnisvolle Weise in eine andere, tiefere Dimension der Wirklichkeit hineinreicht. Wir hätten dann gute Argumente für ein Weiterleben nach dem Tod. Aber man sollte nicht von Beweisen sprechen.

Wenn Sie zu der Frage, was Wissenschaftler zu Nahtoderfahrungen herausgefunden haben, mehr wissen möchten, könnten Sie sich das Video des Gespräches anschauen, dass Werner Huemer von Thanatos-Tv mit unserem stellvertretenden Vorsitzenden Prof. Dr. Wilfried Kuhn geführt hat: „Leben nach dem Tod: Was sagt ein Neurologe? Wilfried Kuhn im Gespräch“

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