Wenn man nicht selbst eine Nahtoderfahrung hatte, kann man kaum den Wert und die Bedeutung nachvollziehen, die ein solches Erlebnis für die Betroffenen besitzt. „Die Nahtoderfahrung ist nicht einfach nur ein Erlebnis, das einem in angenehmer Erinnerung bleibt“, schreibt der Nahtodforscher Kenneth Ring. Für viele sei sie das „bedeutendste Ereignis“ ihres Lebens. (Den Tod erfahren – das Leben gewinnen) Ihr Stellenwert spiegelt sich in den Nachwirkungen, die in vielen Studien erforscht wurden.
Die Angst vor dem Tod schwindet.
Das kann schon während der Nahtoderfahrung geschehen. Die Menschen nähern sich dem Licht und haben den Eindruck zu sterben. Trotzdem wollen sie unbedingt das Licht erreichen, das eine so magische Anziehung auf sie ausübt. Wenn sie zurück müssen, sind sie traurig und enttäuscht. Die Erfahrung führt dazu, dass die Menschen die Angst vor dem Tod verlieren.
Nahtoderfahrungen begründen und stärken Glaubensüberzeugungen und führen zu einer lebendigen Spiritualität.
Aus dem gerade Gesagten ergibt sich, dass Nahtoderlebnisse oft zum Glauben an ein Weiterleben nach dem Tod führen. Aber das ist nicht die einzige religiöse Überzeugung, die aus Nahtoderfahrungen erwachsen kann. Auch der Glaube an Gott gehört dazu. Selbst Menschen, die vorher ungläubig waren, können durch eine Nahtoderfahrung von der Existenz einer „höheren Macht“ bzw. Gottes überzeugt werden. Das Interesse an religiösen Fragen wächst. In Büchern oder in Seminaren, in Filmen im Fernsehen oder in Gesprächen mit Seelsorgern suchen sie nach Antworten, die ihnen helfen, ihr Erlebnis in einen größeren Rahmen einzuordnen. Die Spiritualität entfaltet sich. Die Menschen suchen die Nähe Gottes im Gebet und in der Meditation.
Die Menschen werden tendenziell sozialer.
Manche Nahtoderfahrene sagen, sie hätten durch ihr Erlebnis erkannt, „worauf es im Leben wirklich ankommt“. Tatsächlich zeigen die Ergebnisse der Untersuchungen, dass sich die Wertvorstellungen verändern. Vieles, was in unserer Gesellschaft hoch angesehen ist, verliert an Bedeutung. Dazu zählen Besitz, Prestigedenken, Karriere. Dafür rücken die zwischenmenschlichen Beziehungen an die erste Stelle. „Nach diesem Ereignis hat sich in meinem Leben wirklich sehr viel verändert… Meine Weise zu leben wandelte sich von leichtfertig und oberflächlich in einen vor allem davon geprägten Lebensstil, dass weder Leistung noch Besitz, sondern allein ein liebevoller Umgang im Miteinander wichtig sind.“ Oft hört man von Nahtoderfahrenen, dass sie sich in sozialen Projekten engagieren. Als Begründung sagen sie, dass sie etwas von der Liebe weitergeben möchten, die sie im Licht kennengelernt haben.
Nahtoderfahrungen können das Leben der Menschen bereichern und in eine tiefere Sinndimension rücken. Sie haben aber auch eine Schattenseite, die sich in inneren und äußeren Konflikten niederschlagen kann. Nahtoderfahrene sind Wanderer zwischen zwei Welten. Es fällt ihnen schwer, im normalen Leben wieder Fuß zu fassen. Besonders die Erinnerung an die Liebe des Lichtes, von der irdische Liebe nur als schwacher Abglanz erscheint, kann Menschen die „Wiedereingliederung“ in die Normalität schwer machen. Die erste Zeit nach einer Nahtoderfahrung ist daher oft eine Zeit der Verwirrung und Konfusion. Es fällt den Menschen schwer, die Veränderungen zu verstehen, die sie bei sich feststellen. Aber auch die Familien sind betroffen. Angehörige und Freunde verstehen nicht, was los ist. Scheidungen kommen häufiger vor als im Bevölkerungsdurchschnitt.