Menschen, die eine Nahtoderfahrung hatten, sind überzeugt, dass das, was sie erlebt haben, kein Traum und keine Halluzination war. Aber mit dieser Meinung stehen sie allein. Wenn sie anderen ihr Erlebnis mitzuteilen versuchen, stoßen sie oft auf Skepsis und Ablehnung. Solche frustrierenden Erfahrungen können bewirken, dass sie nicht mehr darüber reden. Die Erlebnisse werden aus der Kommunikation ausgeschlossen. Das ist bedauerlich, weil damit ihre Integration erschwert wird.
Natürlich ist es naheliegend, Nahtoderfahrungen für Halluzinationen zu halten, die vom Gehirn erzeugt werden. Allerdings gibt es bis heute nur Vermutungen darüber, welche Hirnprozesse an der Entstehung einer Nahtoderfahrung beteiligt sind. Oft werden vorschnelle Schlüsse gezogen. Der Eindruck, Nahtoderfahrungen seien bloße Phantasieprodukte entsteht immer dann, wenn die mutmaßlichen Vorgänge im Gehirn als vollständige Erklärung der Phänomene betrachtet werden. Aber so einfach ist es nicht. Günter Ewald erklärt warum: „Wenn ich eine Musikanlage einschalte, so heißt das nicht, dass ich musiziere, also die Ursache der Musik bin. Ich löse nur einen Abspielvorgang aus … Ähnlich ist es, wenn ich einen Lichtschalter bediene und das Licht geht an: Nicht meine elektrischen Körperströme sind Ursache für das Glühen der Birne, sondern der von außen kommende Strom, dessen Fluss ich ausgelöst habe.“ (Günter Ewald, Nahtoderfahrungen – Hinweise auf ein Leben nach dem Tod?) Man muss also zwischen Auslöser und Ursache unterscheiden. Dazu genügt es nicht, zu wissen, welche Hirnprozesse an ihrer Entstehung beteiligt sind. Man müsste zeigen können, dass die Nahtoderlebnisse durch diese Hirnprozesse wirklich erzeugt und nicht bloß – wie die Musik im Radio – nur durch sie vermittelt werden. Aber dieser Nachweis wird voraussichtlich nie erbracht werden können. Man kann nie ausschließen, dass Hirnprozesse die Erfahrungen nur vermitteln.
So unausweichlich die Halluzinationshypothese auf den ersten Blick erscheinen mag, die Ergebnisse der inzwischen über 35-jährigen weltweiten Forschung wecken Zweifel an ihrer Tragfähigkeit. Ich nenne 4 Aspekte, die über die Halluzinationsvermutung hinausweisen:
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