Halluzinationen sind ähnlich wie Träume immer individuell geprägt. Nahtoderfahrungen dagegen treten überindividuell, nationen- und kulturübergreifend mit den gleichen Merkmalen auf. Auch in islamisch geprägten Ländern berichten Menschen über typische Nahtoderlebnisse. Im Journal of Near-Death Studies habe ich zusammen mit Michael Nahm auf Fälle aufmerksam gemacht, die der italienische Arzt Giorgio Fonzo gesammelt hat. Er war von 1956 bis 1964 in verschiedenen arabischen Ländern tätig. In seinen Beispielen ist weder von einer Hölle, wie der Koran sie ausmalt, noch von einem Paradies die Rede, wie es muslimischen Glaubensvorstellungen entsprochen hätte. Stattdessen berichten die Menschen von außerkörperlichen Erfahrungen, Tunnelphänomenen, der Annäherung an ein lebendiges Licht, „das nicht blendete”, Verstorbenen, die sie zurückschickten und Lebensrückblicken. Im gleichen Heft des Journal of Near-Death Studies (29/1, 2010) findet sich auch eine Studie über Nahtoderlebnisse iranischer Muslime.

Das Netzwerk-Nahtoderfahrung hat in seinen Tagungsbänden eine Reihe von Berichten dokumentiert, die von Menschen aus dem Iran stammen. Ich führe als Beispiel den Fall des Iraners Amir Nazeri an. Er war im Krieg von einer Kugel getroffen worden und wurde für tot gehalten. Er schreibt: „In dieser Zeit war ich nicht in dieser Welt, ich war in einer anderen Welt. Die Landschaften, die ich dort gesehen habe, gibt es hier nicht, auch nicht die wunderschönen Wasserquellen. Es ist wirklich sehr schwierig, die Orte, an denen ich war, zu beschreiben. Ich stand unter Gottes Segen. Ich merkte, dass irgendjemand mir diese Landschaften zeigen wollte und mich führte. Da war jemand, der mich begleitete. Dieser war wie Licht, er hatte jedoch keinen physischen Körper wie wir.“ Nazeri spricht davon, in einer anderen Welt gewesen zu sein, beschreibt paradiesische Regionen und die Begleitung durch ein Lichtwesen, alles Merkmale, die genauso in westlichen Schilderungen erwähnt werden. (Serwaty A, Nicolay J, Hg, Impulse für das Leben aus Nahtoderfahrungen)

Alle Versuche, Nahtoderfahrungen zu erklären, müssen der überkulturellen Übereinstimmung Rechnung tragen. Dadurch unterschieden sie sich von individuellen Phantasien und Halluzinationen.

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